PERSPEKTIVE
Ein GEAB-Artikel vom März dieses Jahres, der eher eine Vision als eine Antizipation darstellte, zeigte einen nachhaltigen Ausweg aus der gegenwärtigen Krise des Westens auf, der in der Umwandlung der NATO von einer transatlantischen in eine transarktische Organisation bestand[1]. Es kommt selten vor, dass wir einen unserer Artikel als derart strategisch wichtig erachten; daher wollten wir ihm ein besonderes Echo verleihen, indem wir ihn verschiedenen politischen, institutionellen und diplomatischen Persönlichkeiten vorstellten. Zu diesen Persönlichkeiten gehörte auch der ehemalige Direktor für Nachrichtendienste des französischen Geheimdienstes DGSE und Ehrenpräsident der Académie d’intelligence économique, Alain Juillet, der uns die Freude und Ehre erwies, zu antworten.
Marie-Hélène Caillol und Alain Juillet trafen sich Ende April in Paris zu einem Gespräch, bei dem sie ihre Analysen zur Krise der NATO, Europas und der europäischen Antizipationsfähigkeit austauschen konnten. Der folgende Artikel fasst Juillets fundierte Ansichten zu diesen Themen zusammen, insbesondere zu den Herausforderungen in der Arktis, die von der EU unterschätzt werden.
Alain Juillet und die kollektive wirtschaftliche Intelligenz
Zunächst einige Worte zu Alain Juillet. Als ehemaliger Unternehmensleiter (insbesondere Pernod Ricard, Jacob-Suchard) wurde ihm 2002 die Verantwortung für die Öffnung des DGSE für die Wirtschaftsaufklärung übertragen, woraufhin er von 2003 bis 2009 im Generalsekretariat für Nationale Verteidigung beim Premierminister für die Einrichtung der Wirtschaftsaufklärung zuständig war (in einem Zeitraum, der interessanterweise drei Premierminister umfasste: Raffarin, Villepin, Fillon).
Seitdem engagiert er sich sehr für eine besser verteilte geopolitische und wirtschaftliche Intelligenz und gründet oder leitet verschiedene Clubs und Vereinigungen in diesem Bereich. Vor drei Jahren startete er mit seinem Komplizen Claude Medori den Youtube-Kanal OpenBox.tv, der über Geopolitik sprechen soll, um ein freieres und differenzierteres Verständnis zu erreichen, als es die aktuellen Medien zulassen… und seinen Gästen auch Zeit zu geben, sich zu erklären. Als gelungenes Experiment mit dem Langformat werden diese Sendungen mittlerweile von fast 200.000 Menschen in Frankreich, Europa und der ganzen Welt verfolgt, darunter viele junge Menschen und sehr unterschiedliche sozio-professionelle Kategorien. Ein schöner Versuch, so zentrale Themen wie Krieg und Frieden wieder für die öffentliche Debatte zu öffnen.
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