Zum einen bestätigt LEAP/E2020 das Fortschreiten der Beschleunigungsphase innerhalb der Krise, von der wir schon im Mai schrieben, dass sie von Juni bis November andauern werde; zum anderen sieht sich unsere Forschungsgruppe nunmehr in der Lage, zwei entscheidende Entwicklungen präziser als bisher vorherzusagen:
Der weitere Wertverlust des Dollars im Verhälntis zum Euro, der sich bis Ende September noch einmal beschleunigen wird
Seit Jahresanfang ist der Dollar-Euro-Wechselkurs von 1,18 Dollar auf 1,28 Dollar gefallen, wobei Dollartiefststände bis 1,29/1,30 reichten. In den letzten Wochen schien sich der Dollar zu stabiliseren, was auf technische Faktoren, die zugunsten des Dollar wirkten, zurückzuführen ist (inbs. die Auflösung von kurzfristigen Investitionen in Rohstoffe und Yen, die auf Dollar lauteten, so dass viele Investoren Dollar kaufen mussten), aber dies vor dem Hintergrund eines allmählichen Einsickerns der Erkenntnis bei vielen Investoren, dass all die Grundlagen, die sie an die unerschütterliche Stabilität des Dollars glauben ließen, nämlich die strukturelle Überlegenheit der amerikanischen Wirtschaft, ihre hohen Wachstumsraten, die nachhaltige Dynamik auf ihrem Immobilienmarkt und das vorhersehbare weiter Andrehen der Leitzinsschraube durch die amerikanische Zentralbank, dabei sind, sich aufzulösen. In nur einem kurzen Sommer sind alle diese „Glaubenssätze“ erschüttert worden; genauso wie auch die technischen Faktoren, die bisher noch den Dollar gestützt haben, noch im Verlaufe dieses Septembers verschwinden werden, und damit eine Situation entstehen wird, die die internationalen Finanzmärkte bisher noch nicht kannten: ihnen werden alle maßgeblichen Argumente, die sie an die Stärke des Dollars glauben ließen, abhanden gekommen sein. Die Märkte haben in den letzten Monaten die rationalen Gründe, die für die dauerhafte Schwäche des Dollars sprechen, zur Kenntnis genommen, aber waren bisher psychologisch (und auch aufgrund von langfristen Anlagezwängen) nicht in der Lage, dementsprechend zu handeln. In den nächsten Wochen wird dieser Prozess jedoch weitläufig einsetzen und einen Wechselkurs Euro-Dollar von über 1,30 Dollar zur Folge haben.
Dies dürfte dazu führen, dass immer mehr Führungskräfte in vielen Wirtschaftsbereichen sich des Problems bewusst werden, denn ihre Geschäftsergebnisse von 2007 hängen zu einem nicht unerheblichen Teil von ihrer richtigen Einschätzung des zukünftigen Dollarkurses ab. Wenn natürlich die industriellen Exporte vom Dollarkurs besonders betroffen sein werden, so darf jedoch auch seine Auswirkungen auf die europäische Landwirtschaft nicht unterschätzt werden. Denn wegen der letzten Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und der Annäherung der Preise vieler europäischer landwirtschaftlicher Produkte (wie zum Beispiel Milch) an Weltmarktpreise haben die Wechselkursschwankungen des Dollars bedeutende Auswirkungen auch auf die Landwirtschaftsexporte der EU. So haben zum Beispiel im Jahr 2006 die meisten Exportbereiche ihre Kalkulationen entsprechend den allgemeinen Erwartungen von einem starken Dollar mit einem Euro-Wechselkurs von 1,16 Dollar gerechnet. Bei einem Wechselkurs von 1,28 Dollar Mitte 2006 ist leicht zu verstehen, dass diese Exportateure zur Zeit in Schwierigkeiten stecken…
Für mehr, GEAB 7 / 16.09.2006