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GEAB 161

Der monatliche Informationsbrief des Laboratoire européen d'Anticipation Politique (LEAP) - 15 Jan. 2022

Editorial: Erklären wir den GEAB für gemeinnützig!

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Ein neues Jahr beginnt, das sechzehnte Jubiläum des GEAB, und aus diesem Anlass teilen wir mit Ihnen unsere Idee, dass der GEAB jetzt als gemeinnützig erklärt werden sollte.

Während in der gesamten westlichen Welt die mentale Gesundheit ins Wanken gerät unter diesem neuen Schock des gesellschaftlichen Übergangs, der überall auf der Welt zu Orientierungs- und Sinnverlust führt, scheint uns der GEAB einer der seltenen Horte der Vernunft und des Verständnisses für das gerade ablaufende Kapitel der Geschichte geworden zu sein.

Der GEAB hält das Gleichgewicht zwischen Fakten und Interpretationen, ist entschieden nicht-wertend und bietet einen distanzierten und zugleich detaillierten Blick auf den laufenden Prozess, der der kalten Arbeit eines Historikers sehr ähnlich ist, aber auf die Gegenwart angewandt ist. Und ist es nicht genau das, worauf unsere Methode der Antizipation abzielt?

Der GEAB schreibt aus einer europäischen Perspektive die Weltgeschichte der Gegenwart: er identifiziert die systemischen Trends, die am unbestreitbarsten sind, vorgeschlagen von der Logik und aufgezeigt von den allgemein anerkannten Fakten. Auf diese Weise entsteht ein leidenschaftsloser Gemeinsinn, der dazu beiträgt, die Bedeutung der erlebten Schocks zu relativieren und die beängstigende, unsere Gesellschaft durchziehende und zerreißende Ungewissheit zu verringern.

Aus dieser sinnvollen und einvernehmlichen Narration der Gegenwart geht in der Tat eine klarere Vision der Zukunft hervor, die plötzlich wieder mit dem historischen Kontinuum und dem Verständnis verbunden ist.

Und wenn wir auch nicht alles sehen und manchmal falsch liegen, so sind wir doch selten überrascht. Das Weltgeschehen findet schnell seinen Platz in dieser Geschichte, die wir seit sechzehn Jahren erzählen, der eines großen globalen systemischen Übergangs, der nicht der erste und vor allem nicht der letzte sein wird, egal wie heftig die nächsten Gewalteruptionen ausfallen mögen.

Keine Paranoia, keine große Verschwörung also, auch wenn die vom GEAB erzählte Geschichte nicht körperlos ist und von Strategien durchzogen wird, die von einer Vielzahl großer, mehr oder weniger sichtbarer Interessen entworfen wurden: Regierungen, Staaten, Finanz- und Wirtschaftsinteressen, Religionen, Mafias, …, die wie wir alle darum kämpfen, im Brausen der vergehenden Zeit zu überleben, wobei unser Augenmerk auf die sehr großen Faktoren des Wandels – Demografie und technische Anpassung – und ihre systemischen Folgen gerichtet ist. Aber wie wir alle gestalten sie die Zukunft weniger, als dass sie auf ihr surfen, sie reagieren mehr auf sie, als dass sie in ihr agieren.

Sechzehn Jahre Praxis der politischen Antizipation haben uns gelehrt, nach sicheren Veränderungen zu suchen, die systemisch und nicht durch menschliche Entscheidungen bedingt sind. Wir versuchen zum Beispiel weniger zu erraten, wer eine Wahl gewinnen wird, als vielmehr die Politik zu antizipieren, die der oder die Gewählte umsetzen wird.

So besteht das große Paradoxon des GEAB darin, gleichzeitig eine Krisenpublikation und eine Optimismuspille zu sein, denn er erhellt das Verständnis und die Entscheidung, er aktiviert die Reaktions-/Antizipationsfähigkeit. Er tendiert auch dazu, alle in Einklang zu bringen, die ideologische Vielfalt unserer Leserschaft zeugt davon und ist für uns ein großer Stolz: Der GEAB vereint … vielleicht, weil er bescheiden ist und eher die Überlegungen seiner Leser nährt, als dass er ihnen Gewissheiten aufzwingt.

Anti-Stress, Anti-Paranoia, gemeinschaftsbildend und integrierend, … das sind in wenigen Worten die Gründe, warum wir beschlossen haben, das neue Jahr mit dieser humorvollen Aufforderung, den GEAB für gemeinnützig zu erklären, zu eröffnen!

Dies erlaubt uns außerdem, Ihnen ein sehr gutes neues Jahr zu wünschen, trotz der neuen Herausforderungen, die vor uns liegen und von denen unser „Trendpanorama“ einen Eindruck vermittelt.

Mit freundlichen Grüßen,

Marie-Hélène Caillol,

Herausgeberin

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Zusammenfassung

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