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Der monatliche Informationsbrief des Laboratoire européen d'Anticipation Politique (LEAP) - 15 Dez. 2024
Pressemitteilung

Das Konzept des Interregnums wurde in den letzten Jahren in der Geopolitik häufig mobilisiert. Die Idee eines führerlosen Übergangs oder eines Übergangs von einer Herrschaft zu einer anderen oder der Bildung einer multipolaren Welt, die die unipolare Welt ablöst, scheint unsere Zeit gut abzubilden. Hier berufen wir uns auf dieses Konzept, um eine viel präzisere Situation zu bezeichnen: den Übergang, der in den USA zwischen der Amtszeit von Biden und der von Trump stattfindet, also vom 5. November 2024 bis zum 20. Januar 2025 dauert.

In dieser kurzen Übergangszeit endet die abwartende Haltung, die für das große Wahljahr 2024 typisch war und macht Platz für die Rückkehr der Unruhe. Es herrscht ein politisches Vakuum in den USA: mit einem Biden, der bereits aus dem Rennen ist, seit er seine Kandidatur zurückgezogen hat, aber umso mehr seit der Niederlage seiner Partei bei den Wahlen, auf der einen Seite, und Republikanern, die noch nicht im Weißen Haus eingezogen sind, auf der Anderen. Ein Vakuum, das nach und nach den geopolitischen Beben einer Welt in Spannung Platz macht. Der Trend ist klar: ein gescheiterter Staatsstreich in Südkorea, chinesische Militärübungen rund um Taiwan, politische Krisen in Frankreich und Deutschland, abgesagte Wahlen in Rumänien, Proteste in Georgien, der Sturz von Baschar al-Assad in Syrien, die Verschärfung der Machtkämpfe in der Sahelzone, ein „massiver“ Angriff Russlands auf die Ukraine, die Rückkehr des Islamischen Staates – die noch jungen Nähte der multipolaren Welt reißen an allen Seiten auf.

Daraus lassen sich mehrere Lehren ziehen. Erstens sollte man trotz der Schwere der Ereignisse nicht in Panik geraten, da diese Unruhen mit der Amtseinführung Trumps fast unmittelbar enden werden. Zweitens sollte die perfekte Übereinstimmung dieser Vorfälle mit dem Ende des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs jeden daran erinnern, wie groß der Einfluss der USA auf die Welt noch immer ist. Eine Lektion, die unser Team – das stehts die Zeichen des Niedergangs des amerikanischen Imperiums aufmerksam beobachtet – mit großer Demut lernt. Es zeigt sich nämlich, dass die mangelnde Stabilität der politischen Macht in den USA im Vergleich zum fast perfekten Wechsel der aufeinanderfolgenden Amtszeiten von Demokraten und Republikanern für den Rest der Welt nicht mehr haltbar ist.

Eine sich so schnell und brutal verändernde Welt wie die des 21. Jahrhunderts erfordert Garantien, die liberale Demokratien nach westlichem Muster nicht mehr bieten können. Diese Erkenntnis erfordert eine Umgestaltung der nationalen, regionalen und globalen politischen Modelle. In Europa hat Ursula von der Leyen dies verstanden und wartet nicht mehr auf die Nationalstaaten, um voranzukommen, wie der Abschluss der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit dem MERCOSUR zeigt. Die USA sind ebenfalls zu tiefgreifenden Veränderungen fähig, Trump hat das verstanden. Er hat nur noch vier Jahre vor sich und es ist zu erwarten, dass er schnell und hart zuschlagen wird. Die BRICS-Mitglieder sind sich dessen bewusst und bereit, ihre Karten zu spielen und sich nicht überrollen zu lassen.

All diese geopolitischen Akteure werden gezwungen sein, zusammenzuarbeiten, um wieder ein funktionierendes globales System zu schaffen. Das ist die zentrale Überlegung, die uns in der aktuellen Ausgabe am meisten beschäftigt hat und auf die wir im folgenden Artikel näher eingehen werden. Da Stabilität und Sicherheit wünschenswert sind, müssen die Anhänger von Freiheit und Demokratie werden angesichts der zunehmen autoritären Machtverhältnisse ihre Überzeugungen auf die Probe stellen.

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Nächstes Treffen des GEAB Book Club: 20. Dezember ab 18 Uhr (Sprache: FR-EN nicht übersetzt)

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Zusammenfassung

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