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Der monatliche Informationsbrief des Laboratoire européen d'Anticipation Politique (LEAP) - 15 Dez 2020
Pressemitteilung

Einhundertfünfzig Ausgaben des GEAB, nun das sind auch 15 Jahre und rund 4.000 Seiten damit verbracht, Jagd auf die Zukunft zu machen, sich vorzustellen, auf welchen Schleichwegen sie sich umzusetzen wird, die Krisen zu antizipieren, die ihr Kampf um Realisierung provozieren wird, und damit, die ganze Kohärenz und den systemischen Charakter dieses endlosen Prozesses der Ablösung der Gegenwart durch die Zukunft zu erkennen.

In der westlichen Kultur ist die Zeit linear, sie entschwindet hinter uns und eröffnet sich vor uns. Aber im Laufe unserer Erfahrung mit dem Prozess der Erforschung der Zukunft haben wir eine Gewissheit gewonnen: Die Zukunft liegt nicht vor uns, sie liegt unter uns. Die Keime der Zukunft werden unter unseren Füßen gepflanzt. Zuerst unsichtbar für die Augen, die nicht danach suchen, kitzeln sie unsere Füße, dann lassen sie uns wachsen … oder hinfallen, je nach dem Grad unserer Agilität. Und diese neuen hohen Bäume der Gegenwart werden bald wieder entwurzelt werden durch die Samen, die sie selbst ausgesät haben. Es ist die Aufgabe von uns Menschen, das große Chaos zu organisieren, das durch das Anhäufen der Leichen der Vergangenheit entsteht.

Der Artikel „Müssen wir Angst vor dem Aufstieg der Unterwelt haben?“ soll in knapper Form beschreiben, wie eine ganze Unterwelt (Mafias, Terroristen, Geheimagenten, Hacker) nach oben ins Freie austritt, nachdem sie jahrzehntelang unter der sehr wirksamen Zwangsjacke der Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg eingeschlossen war.

Außerdem erlebt unser Team diesen unterirdischen Charakter der Zukunft sehr präzise, wenn es darum geht, in das weltweite Informationsnetz einzutauchen, in dieses riesige Meer, von dem auf den ersten Blick nur seine schimmernde Oberfläche wahrnehmbar ist, eine Oberfläche, die vor allem unsere eigenen Gewissheiten oder Interessen widerspiegelt, genau so wie der auf dem Meer gespiegelte Strahl des Mondes immer auf uns gerichtet ist. Doch die Informationen, alle Informationen sind da, unter dieser aufgewühlten Oberfläche, in den ruhigen Tiefen der sich vorbereitenden Realitäten. Wir müssen „nur“ eines tun, nämlich in die Tropfen des Wassers der flüssigen, zu uns von unserem Morgen sprechenden Unermesslichkeit eintauchen, in ihnen umherschwimmen, sie finden, sie aussortieren, sie interpretieren. Eine unmögliche Aufgabe? Ist nicht auch ein uns entnommener Tropfen Blut in der Lage, zu uns über die zukünftigen Krankheiten des ganzen Körpers zu sprechen?

Im Zeitalter des World Wide Web hat jeder Zugang zu Informationen, die einst den Mächtigen vorbehalten waren. Und während wir natürlich antizipieren müssen, dass wir uns erst auf die Unbegrenztheit dieses Zugangs einstellen müssen, wird es kein Zurück mehr geben, sondern nur eine allmähliche Gewöhnung an die Folgen dieser gigantischen Macht, die die Menschen unter ihren Fingern haben und die sie zähmen müssen. Denn der Zugang zu Informationen ist nicht die ganze Geschichte, wir müssen auch lernen, sie zu nutzen.

Wir sind nicht die Einzigen, denen dieses Lernen des Umgangs mit der Zukunft am Herzen liegt. Die UNESCO hat gerade ihren zweiten „High-Level Futures Literacy Summit“ mit der Teilnahme von mehr als 7000 Futuristen und Interessenten aus der ganzen Welt[1] abgehalten, mit einer Zielsetzung, die unserem Ziel einer „Demokratisierung der Zukunft“ sehr nahe kommt. „Die Zukunft ist jetzt eine Zukunftsdisziplin“, die immer mehr anerkannt wird, ein pädagogisches und politisches Projekt, ein Gebäude, zu dem wir einen soliden und spezifischen Stein beizutragen haben, einen 15 Jahre alten Stein, der auf der Theorie und vor allem auf der akribischen und kontinuierlichen Praxis von 150 Tauchgängen in die tiefen Gewässer der Zukunft basiert.

Wir sind nun reif für den Versuch, die gewonnenen Erfahrungen weiterzugeben und zu verbreiten. So fand im vergangenen Oktober ein erster Ausbildungskurs „Einführung in die politische Antizipation“ in französischer Sprache statt. Ab Januar wird ein zweiter Zyklus beginnen, diesmal in englischer Sprache, anlässlich dessen wir Sie gerne kennenlernen würden (Anmeldung unter [email protected]).

Aber es gibt noch mehr. Wie 2019 angekündigt, wird der Horizontwechsel von LEAP, der Übergang von 2020 nach 2040, von der Integration eines Junior-Teams begleitet. Dank Ihrer diesjährigen Abonnements ist das Junior-Team nun einsatzbereit und Sie werden immer mehr von ihm hören, denn die Team-Mitglieder sollen die Verbindungen zwischen uns und Ihnen stärken, die Verständlichkeit des monatlichen GEABs erhöhen, Recherchen über unsere Methoden und unsere Denkansätze durchführen und sie auch in Frage stellen. Sie werden aktiv sein in der GEAB-Community auf LinkedIn , hinter den Podcasts und Videos des brandneuen GEAB TVs, in den GEAB-Cafés, die wir diesen Monat offiziell beginnen, und nach und nach im GEAB selbst. Der GEAB hofft, durch sie zum „Motor“ einer „Gemeinschaft, die sich die Zukunft aneignet“ und zu der wir Sie gerne einladen, zu werden.

Was für ein großes intellektuelles Abenteuer waren diese 15 Jahre! Wie haben sie uns und unsere Leser aufgebaut, verankert, gelehrt und gefördert. Gibt uns das nicht eine Verantwortung? Die Verantwortung dafür, die individuelle Fähigkeit zur rationalen Gestaltung unserer Beziehung zur Zukunft weiteren Kreisen zu vermitteln und sie zu verbessern; aber auch die Verantwortung dafür, unseren aufgeklärten Blick auf die Zukunft mit anderen aufgeklärten Blicken auf die Zukunft zu verbinden, um gemeinsam die dunklen Ecken zu beleuchten, in denen sich Ängste und Hass verirren.

Wenn Sie also mitmachen wollen, lassen Sie uns am Ende eines solchen besonderen Jahres und anlässlich dieser 150. Ausgabe gemeinsam ein „GEAB-System“ lancieren, beginnend mit diesem ersten Treffen: GEAB-Café am 21. Dezember 2020 zum Thema „Gemeinsame Evaluierung der Arbeit des GEAB im Jahr 2020“ (Anmeldung unter [email protected]  / reserviert für Abonnenten).

Mit all unseren Wünschen für das bestmögliche Ende des Jahres.

Diskussion in der GEAB Community auf LinkedIn

_________________________

[1]      Quelle: UNESCO, 12/2020

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Zusammenfassung

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