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Der monatliche Informationsbrief des Laboratoire européen d'Anticipation Politique (LEAP) - 15 Okt 2022
Pressemitteilung

Artikel verfasst von Naël de la Sayette, Berater für die zivile Atomindustrie.

Die Invasion und der Krieg in der Ukraine haben auf eklatante Weise die Anfälligkeit der europäischen Energieversorgung offenbart. Die öffentliche Debatte hat die Rückkehr des Themas der europäischen Souveränität, aber auch (oder vor allem) der Souveränität der europäischen Staaten bestätigt, ein Thema, das bereits seit der Coronakrise en vogue ist. Das Ende der russischen Gas- (und Öl-) Lieferungen[1] geht einher mit einer Krise des französischen Nuklearparks[2], was die gesamte europäische Wirtschaft in große Schwierigkeiten bringt[3]. Trotz einiger Vorbehalte wird in Europa die Nuklearindustrie derzeit als eine der Antworten auf die Energiekrise gesehen. Als Ausdruck dieser positiven Stimmung geht die Internationale Atomenergiebehörde in einem Bericht davon aus, dass sich die nuklearen Kapazitäten zwischen 2020 und 2050 verdoppeln werden[4]. Dieser Wille zum Ausbau wird mit schwer lösbaren Problemen konfrontiert: Die große Zahl der laufenden Projekte und ihr Umfang stellen die Staaten vor Herausforderungen in Bezug auf Rekrutierung, Finanzierung und strategischen Entscheidungen.

Zahlreiche bereits laufende Projekte

Die Nuklearindustrie erlebt ein Revival[5]. Die Katastrophen von Tschernobyl 1986 und von Fukushima 2011 hatten die Zahl der Studierenden, die sich für nukleare Studiengängen einschreiben, stark beeinflusst[6]. Heute haben technologische Innovationen, die Schwierigkeiten in den Bereichen Geopolitik, Energie und Klima, die Belfort-Rede von Präsident Macron im Februar 2022[7] und das von den EU-Institutionen im Juli 2022 an Gas und Kernkraft verliehene „grüne“ Label[8] der Industrie die Popularität zurückgegeben, die sie laut mehreren französischen[9], tschechischen[10] und britischen[11] Umfragen verloren hatte. Neu ist, dass dieser Popularitätszuwachs auch in Ländern zu beobachten ist, die sich für den Ausstieg aus der Kernenergie entschieden haben, wie Deutschland[12] und Belgien[13].

In Europa konzentrieren sich die Bauprojekte der Branche derzeit auf zwei Länder: Polen und die Tschechische Republik. In Polen erfolgte die Annäherung an die USA im Zuge eines 2020 unterzeichneten Abkommens. Am Montag, den 12. September 2022, kündigte die Klimaministerin Anna Moskwa den Bau von sechs Reaktoren an[14]. Die Realisierung dieses ersten Projekts ist bis spätestens 2043 geplant[15]. Derzeit sind noch drei Angebote für den Bau dieser Reaktoren im Rennen: Westinghouse (USA/Kanada[16]), EDF (Frankreich) und Korea Hydro and Nuclear Power (Südkorea)[17].

Die Tschechische Republik hat die Europäische Kommission im März 2022 über ihre Absicht informiert, neue Atomkraftwerke zu bauen[18]. Prag hofft, dass die neuen Reaktoren bis 2036 fertiggestellt sein werden. Es wird erwartet, dass die gleichen drei Unternehmen an der Ausschreibung teilnehmen werden[19].

Schließlich kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron im Februar 2022 den Bau von sechs AKWs an[20] und das französische Unternehmen EDF gab bekannt, dass es die notwendigen Planungsstudien für dieses Projekt begonnen hat[21].

 

Abbildung 1 – Projektionen der globalen nuklearen Kapazitäten bis 2050. Quelle: IAEO und SFEN

 

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Zusammenfassung

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